Justino's










Justino‘ Madeira
Vinhos Justino Henriques (VJH)


Die Firma wurde 1870 von Justino Henrique Freitas gegründet und als Familienunternehmen betrieben. In den 1930er Jahren exportierte Vinhos Justino Henriques nahezu ausschließlich nach Brasilien. Als der Absatz dort einbrach, begann VJH mit dem Export nach Kanada.

1953 wurde sie als Aktiengesellschaft neufirmiert. In den 1960 er Jahren gehörte die Firma den zahlreichen Nachkommen Justino Henrique Freitas und es wurde bschlossen das Unternehmen zu verkaufen. Eine Zeitlang gehörte Justino’s zur Companhia Vinicole da Madeira.




Sigfredo da Costa Campo (1981 – 2008)
Sigfredo da Costa Campos war Militäroberst der portugiesischen Luftwaffe. 1981 kaufte er VJH. Mit einer Vision und viel Leidenschaft modernisierte er das Unternehmen. Unter seine Leitung begann VJH den Export deutlich zu vergrößern, so dass VJH bald schon ihre Weine in die USA, nach Europa und nach Japan exportierte.

Um die Vinification weiter zu modernisieren und weitere Absatzmärkte zu erreichen, beschloss er 1993 Anteile an den französischen Spirituosenkonzern und -distributeur La Martinique zu veräußern.
 
Ein Jahr später wurde mit Unterstützung der EU die neue Kellerei im Industriegebiet von Cancela gebaut. Und ein Jahr später zog VJH von der Rua do Carmo in Funchal, wo sich die Büros und Lagerhallen befanden und von der Rua do Riberinho in Funchal, wo die Weinbereitung und Abfüllung stattfand, nach Cancela.

Kurz darauf wurde Vinhos Justino Henriques zum zweitgrößten Madeiraweinproduzent.


Justino’s Madeira - Juan Teixeira (2008 bis heute)
Als Sigfredo da Costa Campos 2008 starb und seine Erben kein Interesse daran hatten VJH weiterzuführen, ging VJH komplett an La Martinique, die bereit 75% der Anteile der Firma besaßen.

Juan Teixeira, gebürtiger Venezolaner, nahm im Jahr 2000 seine Tätigkeit bei VJH auf. Nach dem Tode Sigredo da Sigfredo da Costa Campos und der vollständigen Übernahme von La Martinique wurde er Hauptgeschäftsführer und Winzer. Als solcher hat völlig freie Hand was die Weinbereitung betrifft. Zeitgleich wurde Vinhos Justino Henriques in Justino’s Madeira umbenannt. Seit einigen Jahren wird Juan Teixeira von den Winzern Flavia Rosarion und dem Winzer Nuno Duarte unterstützt.

Heute (2023) ist Justino’s der größte Madeiraweinexporteur der Insel.

In der ersten Hälfte des Jahres 2024 soll in Funchal ein Besucherzentrum eröffnet werden; hier soll es ein Museum, einen Verkostungsraum, eine Weinbar und Restaurants geben, so Juan Teixeira zum Publico (https://www.ardina.news/article/2023_01_18_637389550_justino-s-vai-ter-centro-de-visitas-no-funchal-e-melhorar-adega-para-vinho-tranquilo)
Und für das Jahr 2025 ist der Bau eines neuen Lagergebäudes geplant.

Ihre Kellerei in Cancela liegt ca. 300 m über dem Meeresspiegel und liegt damit in etwas kühleren Bereichen als beispielsweise H. M. Borges oder Blandy. Um trotzdem eine entsprechende Menge an Evaporisation zu erreichen benutzt Justino’s Solarpanele mit deren Strom die Lagerhäuser geheizt werden. So haben sie eine Evaporisation zwischen 2 und 5% pro Jahr.

Im Gegensatz zu anderen Madeiraweinproduzenten haben Justino’s wechselnde Landwirte, von denen sie die Trauben beziehen. Auch die Menge der gekauften Trauben variiert sehr stark.

 

Die Weine:

Ein Großteil der Weine Justino’s wird unter dem Namen Madère Cruz in Frankreich verkauft. (Porto Cruz ist eine der größten Portweinmarken und gehört ebenfalls zu La Martinique.)

 

Eine kleine Menge ihrer Weine werden unter dem Namen Broadbent (vor allem in den USA) verkauft. Michael Broadbent war von 1966 bis 1992 Chef des Weindepartements von Christies. Die Weine, die unter dem Namen „Broadbent“ auf den Markt kommen, werden von Justino’s hergestellt und – nach dem Tod von Michael Broadbent Im Jahr 2020 – von seinem Sohn Bartholomew Broadbent ausgewählt.

 

Die 3- und 5jährigen Weine sind werden überwiegend aus Tinta Negra und Complexa gekeltert, wobei Tinta Negra überwiegt. Sie werden dem estufagem unterzogen.

 

Zum einen werden die 10jährigen Weine, wie die 3- und 5jährigen Weine, aus einem Verschnitt von roten Trauben hergestellt. Diese Weine unterlaufen nicht dem estuagem sondern werden im Canteiro-Verfahren in  ehemaligen Fässern von Seguin Moreau (einem Cognachersteller) ausgebaut. In diesen Fässern wurde zuvor mindestens für acht Jahre Cognac gelagert.

Zum anderen werden aber auch 10jährige Weine der sog. „noblen“ Rebsorten (Sercial, Verdelho, Boal und Malvasia) hergestellt. Auch sie werden ausschließlich im Canteiro-Verfahren ausgebaut.

 

Colheitas aus Tinta Negra

Justino’s haben aktuell folgende Colheitas aus Tinta Negra herausgegeben:

Colheita Tinta Negra 1995

Colheita Tinta Negra 1996

I

Colheita Tinta Negra 1996


Diese Colheita ist m. E. absolut phantastisch! Ich habe zwei verschiedenen Abfüllungen gesehen, eine ohne Abfülldatum und eine mit Abfülldatum 11.05.2020. Das Abfülldatum muss, genau wie die Rebsortenangabe, erst seit 2018 auf den Flaschen stehen. Was jedoch verwunderlich ist, ist dass die 2020er Abfüllung eigentlich ein Vintagewein ist, schließlich hat er 24 Jahre im Holz verbracht. Als solcher wird er jedoch nicht deklariert, so dass es sein kann, dass die spätere Abfüllung nicht aus dem Fass erfolgte sondern aus Demijohns oder Stahltanks, in denen die Weine nicht weiter reifen.

Gegen diese Theorie spricht jedoch, dass sich die beiden Abfüllungen, die ich kenne, sehr voneinander unterscheiden: beide sind m. E. phantastisch, aber die spätere Abfüllung hat nicht mehr diese Moscatel de Setubal Aromen, ist dafür jedoch mit mehr Struktur versehen.

Cohleita Tinta Negra 1997

Colheita Tinta Negra 1998

Colheita Tinta Negra 1999

 

Diese Colheitas sind allesamt süß und wurden im Canteiro-Verfahren ausgebaut und sind, so die Firmenpolitik, mindestens zehn Jahre alt. Als Jahrgangsweine unterscheiden sie sich allerdings deutlich voneinander.

 

Colheitas aus den „noblen“ Rebsorten

Aktuell (2023) gibt es zwei Colheitas aus den weißen, sog. „noblen“ Rebsorten:

  • Verdelho 1997
  • Malvasia 1997

Bzgl. dieses Weines war am 17. Oktober 2023 auf instagram zu lesen, dass dieser Wein 25 Jahre im Holzfass ausgebaut wurde. Somit wäre auch dieser Wein ein Vintagewein. Es gibt jedoch auch frühere Abfüllungen dieses Weines. Wenn ein Teil des Weines vor einigen Jahren abgefüllt wurde und der Rest weiter im Fass ausgebaut wurde, so gibt es mehrere verschiedenen Malvasia 1997, die sich definitiv geschmacklich voneinander unterscheiden.

 

Die Flagschiffe Justinos‘ – die Vintages und der 50jährige Terrantez

 

Justino’s verfügt über relativ wenige Vintage-Weine, diese sind:

  • Terrantez 1978
  • Boal 1978
  • Malvasia 1988
  • Boal 1964
  • Malmavasia 1964
  • Verdelho 1954
  • Sercial 1944
  • Sercial 1940
  • Verdelho 1934
  • Boal 1934
  • Malvasia 1933

 

Viele dieser Jahrgansweine, vor allem die älteren, stammen ursprünglich von der Companhia Vinicola da Madeira.

Sie sind – wie ich finde – sehr hochpreisig. Leider konnte ich noch keinen Vintage von Justino’s verkosten.

 

Terrantez 50 year old

Dieser Belnd besteht aus Terrantez-Jahrgangsweinen, die im Durchschnitt 50 Jahre alt sind. D. h. in dieser Cuvee sind jüngere und ältere (älter als 50 Jahre) Terrantez-Weine vermählt worden.

 

Colombo Madeiraweine

Justinos produziert nicht nur unter dem Namen „Justino’s“ sondern auch unter dem Markennamen „Colombo“. Unter der Marke werden 3- und 5jährige Madeiraweine, die überwiegend aus Tinta Negra gekeltert werden herausgegeben. Aber auch 10jährige Madeiraweine aus den Trauben Sercial, Verdelho, Boal und Malvasia, die ausschließlich im Canteiro-Verfahren hergestellt werden, werden unter dem Namen „Colombo“ vertrieben. Auch Colheitas aus Tinta Negra werden unter dem Namen „Colombo“ herausgegeben.

 

Tafelweine

Tafelweine, die auf Madeira hergestellt werden, haben eine geschützte Herkunftsbezeichnung.

Weine, die der deutschen Qualitätsstufe „Landwein“ entsprechen, heißen auf Madeira IGP (= Indicação Geográfica Protegida) gefolgt von der Herkunftsbezeichnung „Terras Madeirense“

 

Die Bezeichnung für einen „herkunftskontrollierten Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete“ lautet auf Madeira DOP (= Denominação de Origem Protegida) Terras Madeirense

 

Wie Blandy und Barbeito stellen Justino’s in den letzten Jahren auch Tafelweine her.

Unter dem Label „Colombo“ stellt Justino’s rote, weiße und rosé Landweine her. Unter dem selben Namen werden auch Qualitätsweine aus den Rebsorten Verdelho, Arnsburger und Tinta Negra hergestellt.

 

Im Jahr 2023 soll ein Bio-Verdelho „Quint das Vinhas“ aus Estreito da Calheta auf den Markt kommen, sowie ein DOP Rotwein unter dem Label „Fanal“, benannt nach dem einem Ort im Lorbeerwald Madeiras, der 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Auch im Jahr 2023 soll ein sortenreiner Listrao, dessen Trauben von der Insel Porto Santo stammen, herausgebracht werden.


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